5. Internationaler André Evard-Preis am 17.02.2019, 11:00 Uhr, Kunsthalle Messmer
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Sehr geehrter Herr Messmer,
meine sehr geehrte Damen und Herren,
„Provinz hört dort auf, wo Qualität anfängt“ – so hat es eine überregionale Zeitschrift einmal formuliert. Wir leben in unserer Raumschaft nicht in einer Metropole, aber unsere Landschaft am Oberrhein und speziell auch der Landkreis Emmendingen hat ein reichhaltiges und vielfältiges Kulturleben. Die Palette reicht von hervorragenden Musikern über Kleinkunstbühnen bis zu mehrtägigen Musikfestivals mit internationalen Stars. Besonders lebendig ist die Kunstszene. So gibt es, allein was die bildende Kunst betrifft, Galerien in Bahlingen, Denzlingen, Emmendingen und Waldkirch – Galerien, die vor allem die Werke von Künstlern aus der Region ausstellen.
Seit mehr als zehn Jahren haben wir nun mit der Messmer Foundation hier in Riegel einen künstlerischen Anziehungspunkt, der in besonderer Weise herausragt. Politiker sprechen dabei gerne von einem sogenannten Leuchtturm. Das Bild passt sicherlich nicht in unsere Landschaft, aber es steht fest: Die Messmer Foundation findet durch ihre hervorragende Arbeit international Beachtung. Sie bringt Kunst aus der ganzen Welt in den Landkreis und sie zieht Ausstellungsbesucher aus der gesamten Region an, auch aus Frankreich und der Schweiz und weit darüber hinaus. Dabei finde ich es immer wieder bemerkenswert: Diese Kunsthalle ist kein staatliches Museum mit großem Verwaltungsapparat und eigenem Haushalt; nein, es ist eine von einer Privatperson geschaffene und finanzierte Einrichtung. Ein Museum, das den Besuch von qualitativ hochstehenden Ausstellungen und Begegnungen mit Künstlern von Weltrang ermöglicht.
Die Messmer Foundation hat sich mit ihrer Sammlungstätigkeit und der Ausschreibung eines Kunstpreises des Erbes des Schweizer Malers André Evard angenommen. Dieser Künstler gehörte zu den Vorreitern der (Schweizer) konstruktiv-geometrischen Malerei. Die Messmer Foundation fördert und ermuntert Künstler in der ganzen Welt, die konstruktiv-konkrete Kunst mit dem Wissen, den Seherfahrungen und den medialen Möglichkeiten unserer Zeit weiterzuentwickeln.
Als der große englische Maler David Hockney einmal gefragt wurde, welche Fähigkeiten ein Künstler zum Malen braucht, zitierte er ein chinesisches Sprichwort: „Man braucht das Auge, die Hand und das Herz, zwei davon reichen nicht.“ In Bezug auf die konkret-konstruktive Kunst könnte man hinzufügen: ein äußerst präzises Auge, eine ruhige Hand und einen scharfen, einen mathematischen Verstand.
Diese heutige Ausstellung fächert eine große Bandbreite unterschiedlichster Werke auf und präsentiert diese auf gelungene Weise. Ein Besucher, der sich aus allgemeinem Kunstinteresse in die Ausstellung begibt und vielleicht nicht präzise weiß, was unter dem Begriff konkret-konstruktive Kunst zu verstehen ist, dieser Besucher wird nach einer Runde durch die Ausstellung eine sehr plastische Vorstellung davon haben, mit welchen Phänomenen, Formen und Materialien sich diese Kunstgattung auseinandersetzt. Die Kunstwerke reichen von vordergründig einfachen geometrischen Konstruktionen bis hin zu komplexen dreidimensionalen Objekten. Sie gewinnen ihre Faszination – manchmal auch Irritation – aus der Kombination von rhythmischem Spiel mit Formen, Farben und Materialien einerseits und der mathematischen Strenge ihrer Komposition und Ausführung andererseits.
Als Landrat freue mich über jede Initiative, die den Landkreis Emmendingen um einen kreativen, kulturellen Impuls bereichert. Ganz besonders freue ich mich, dass die Kunsthalle in Riegel durch ihre außergewöhnliche Arbeit eine internationale Anziehungskraft entwickelt hat.
Sehr geehrter Herr Messmer,
Sie habe es mit der 5. Internationalen Ausschreibung des André Evard-Preises ein weiteres Mal geschafft, die Werke vieler Künstler aus unterschiedlichen Ländern zu vereinen. Mit Ihrer Galerie bieten Sie den Kunstschaffenden die Möglichkeit, ihre Arbeiten angemessen zu präsentieren und den Kunstinteressierten und Kunstliebhabern zugänglich zu machen. Den Preisträgern geben Sie durch ein großzügiges Preisgeld die Gelegenheit, sich für einen gewissen Zeitraum ganz ihrer Kunst zu widmen. Für Ihr Engagement danke ich Ihnen, den Damen und Herren der Jury und allen, die sich für diese Ausstellung engagiert haben, sehr herzlich. Die Kunstrichtung des Konstruktivismus hat eine weltweite Anhängerschaft. Das lässt sich auch daran ermessen, dass sich für den 5. André Evard-Preis über 600 Künstler aus 45 Ländern beworben haben. Einige von ihnen sind heute hier. Sie, die Künstlerinnen und Künstler aus Deutschland und vielen anderen Ländern möchte ich heute in besonderer Weise begrüßen. Genießen Sie Ihren Besuch in unserer Region mit ihrer bezaubernden Landschaft, dem vorzüglichen Essen und allem anderen, was wir zu bieten haben.
„Kunst ist nicht das Brot, aber der Wein des Lebens“ – so hat es der Schriftsteller Jean Paul einmal ausgedrückt. In diesem Sinne wünsche ich uns und allen zukünftigen Besuchern Genuss, Inspiration und Freude an den Exponaten dieser Kunstschau.